Istanbul, Türkei12/17–02/18

Maurizio Cirillo

Istanbul, so scheint es, endet niemals. Häuser folgen Häusern folgen Häusern.
Als ich durch die Peripherie und Vororte wanderte, kam ich mir immer wieder wie in eine Art Theater versetzt vor, eine Bühne betrachtend, aber nicht agieren könnend. Ich strich durch ganze Viertel, die aus gated communities bestanden. Schöner Rasen, fein säuberlich geschnitten. Ich kam mir öfters wie in einem Themenpark vor, mit einer wunderschönen glänzenden, ja, glitzernden Fassade. Doch wo sind die Bruchlinien? Wo bröckelt dieser Schein? Diese tolle inszenierte Außeralltäglichkeit in den vielen Shoppingzentren in Istanbul, in denen ich mich oft Stunden aufhielt. Wie ist das alles zu fassen? Gar nicht. Was gibt es denn überhaupt zu verstehen?
Am liebsten war ich zu Fuß unterwegs, vor allem in der Peripherie, wo es so gut wie keine Bürgersteige gibt oder sie scheinbar nicht wirklich Sinn ergeben. Ich ging und ging und plötzlich fand ich mich auf einer Autobahn wieder. Genau dieser Moment ist es, der mich reizte und den ich immer wieder aufs Neue suchte. Dann in den Dolmuş Richtung Innenstadt zurück – plötzlich alles anders. Diese Kontraste sind es, die mich tagein, tagaus faszinierten.

1. Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort:
  großartig
2. Das fehlt mir/ das vermisse ich seit ich nicht mehr dort bin:
  die wirklich überwältigende Stadt mit ihren Menschen, das Chaos und das Meer, den Çay und das Essen
3. Dos & Don’ts an diesem Ort:
  dos: hinausgehen und die Stadt erkunden
don’ts: immer wieder denselben Wegen folgen
4. Wo man super Arbeitsmaterial kaufen kann:
  Eines der faszinierendsten Dinge sind die großen Kaufhäuser in Istanbul, sehr sehenswert ist zum Beispiel Perpa. Man muss nur wissen, in welches Viertel man gehen muss, um bestimmtes Material zu finden. So geht man zum Beispiel für alles Fototechnische rüber nach Eminönü und wird rund um die Straßenbahnhaltestelle Sirkeci fündig, Textilien gibt es in der Gegend um die Bushaltestelle Vefa in Fatih. Werkzeug, Baumaterialien, Schrauben aber auch Pigmente gibt es in Karaköy unterhalb vom Galata-Turm.
5. Das sollte man unbedingt von zu Hause mitnehmen:
  Offenheit und Entdeckungswillen, ein paar Türkisch-Kenntnisse
6. Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort:
  Es gibt sehr viele verschiedene Institutionen in der Stadt, besonders herausgestochen sind REM Art Space, Versus Art Project, SALT, Studio X-Istanbul und das Depo.
7. Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s den besten Mittagsteller in Laufdistanz:
  Es gibt einen kleinen Supermarkt (OR-KA) mehr oder weniger ums Eck, die Straße hinauf (Ağa Hamam) sind Obst- und Gemüseläden, ein kleiner Bioladen (Balya) ist rechts aus dem Atelier den Berg hinunter;
ich bin meistens unterwegs und gar nicht so viel in der Gegend um das Atelier. Wenn man aber vor einer Tour noch etwas essen will, gibt es den besten Mittagsteller im Özkonak Lokantasi oder im Cihangir Lokantasi, beide Richtung Taksim gehend in der Nähe der Firuz Ağa Cami.
8. Den Tag lasse ich häufig hier ausklingen (Dinner, Drinks und bester Sound):
  Die Stadt ist zu groß und die Zeit leider zu knapp, um immer in die gleichen Lokale zu gehen; in der Nähe und sehr nett sind aber die Tanya Bar oder das Urban.
9. Was ich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte:
  Dass es in Istanbul im Winter doch sehr kalt werden kann.


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