Philipp Leissing
… Oh la la, Oui oui oui. Alles fing mit einer Menge Verkehr, Hochwasser und Schnee an. Die Pariser sind auf so etwas eher nicht vorbereitet. Wie auf so manch anderes auch nicht. Irgendwo in der Schlange stehen macht ihnen dafür nichts aus. Egal ob vor dem Museum, im Supermarkt oder in der Bäckerei. Hektik wird hier nicht gerne gesehen. Gut ein bisschen von dieser Gelassenheit mitzunehmen.
Das Bildhaueratelier ist sicher eines der schönsten in der Cité. Zweistöckig, mit Wendeltreppe und oben dann Schlafzimmer und Bad.
Erst mal gehen, gehen, gehen; Notre Dame, Louvre, Jardin de Luxembourg, Eiffelturm, Palais de Tokyo. Viele Touren zu den weiteren Klassikern und dann immer wieder die gleichen Wege, bis es zur Gewohnheit wird. Später dann die modernen und postmodernen Gebäude in den Vorstädten. Ganz besonders angetan von Ricardo Bofills wahnsinnigen Sozialbauten. Monumente an die Arbeiterschaft, die heute leider nicht mehr so recht funktionieren.
Fast jeden Tag Ausstellungseröffnungen, Konzerte oder Performances in der Cité.
300 Künstler aus der ganzen Welt in einen Gebäudekomplex zu stecken, hat schon was von einer wahr gewordenen Utopie. Über mir wird Klavier geübt. Ligeti, Chopin und Wagner den ganzen Tag. Mach doch mal Pause da oben! Schön, wie alles immer familiärer wird. So viele gute Leute in unterschiedlichen Abschnitten ihres Lebens, mit unterschiedlichen Professionen und Ansichten zu Kunst. Ich fang an, die verrückten immer mehr zu mögen. Alles wird immer spontaner, und zum Ausgleich wird meine Arbeit immer monotoner und langwieriger. 11000 Frames wollen einzeln bearbeitet und zu einem Video zusammengefügt werden. Nebenbei Linien zeichnen, bis die Stifte brechen. Die Kommunikation läuft nicht über Mobiltelefone, sondern man klopft einfach an Türen. Das Bildhaueratelier ist direkt beim Eingang des Nebengebäudes. Ständig kommt jemand auf einen Kaffee vorbei, und eigentlich wollte ich einen Schanigarten bauen. „Cafe du Philippe“ muss ich aber leider verschieben und beim nächsten Paris-Aufenthalt eröffnen.
1. | Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort: |
intensiv | |
2. | Das fehlt mir/das vermisse ich, seit ich nicht mehr dort bin: |
Irgendwie alles. | |
3. | Dos & Don’ts an diesem Ort: |
Pfff … | |
4. | Wo man super Arbeitsmaterial kaufen kann: |
Le Geant des Beaux Art, Boesner, Leroy Merlin … | |
5. | Das sollte man unbedingt von zu Hause mitnehmen: |
Espressokanne, Zigaretten | |
6. | Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort: |
300 Künstler:innen aus der ganzen Welt => So gut wie jeden Tag ein Open Studio, Konzert, Performance … Paris selbst: Jede menge Altlasten und Neulasten. Paris ist ein einziges großes Museum. Mit den Worten eines Kollegen: „Im Louvre könnte man mal ausmisten und die Hälfte wegschmeißen.“ | |
7. | Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s den besten Mittagsteller in Laufdistanz: |
Einkaufen: G20, Monoprix, Marché Bastille (Do/So), Marché d’Aligre Beauvau, Au Petit Versailles du Marais, Boulangerie des Deux Ponts. Kaffee: Le Peloton Café. Essen: Le Trumilou. |
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8. | Den Tag lasse ich häufig hier ausklingen (Dinner, Drinks und bester Sound): |
Da gibt’s genügend, aber nichts, was es verdient, speziell hervorgehoben zu werden. | |
9. | Was ich eigentlich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte: |
Im Winter ein bisschen kalt, ansonsten eines der schönsten Ateliers in der Cité. |
Website Resident: philippleissing.net