Paris, Frankreich05/18–08/18

Emanuel Ehgartner

Der Terminus „Stadt der Liebe“ hat insofern Berechtigung, als dass man sich sofort in die Stadt selbst verliebt – zumindest ging es mir ab dem ersten Tag so. Daran konnten auch die Streiks der öffentlichen Verkehrsmittel nichts ändern. Man arrangiert sich eben wie die Pariser. Als ich Anfang Mai 2018 in das wundervolle Bildhauerstudio an der Cité gezogen war, hat es nicht lange gedauert, bis ich mich zu Hause gefühlt hab. Die ersten Spaziergänge durchs Marais endeten mit einer schweren Abhängigkeit von frisch gebackenen Mandelcroissants der Bäckerei ums Eck. Das Viertel ist zwar touristisch, aber trotzdem hat es Flair und ein kleines Spezialitäten-Geschäft reiht sich an das nächste.

Die Cité selbst macht es ebenfalls ziemlich leicht, die Zeit in vollen Zügen zu genießen. Über 300 Künstler aus der ganzen Welt und manchmal bis zu 5 Open-Studios am Tag – danach einfach mit dem eigenem Proviant an das Ufer der Seine setzen, das vor Kurzem für Autos gesperrt wurde und nun ganz den Radfahrern und Fußgängern gehört. Im Sommer kann es zwischendurch etwas anstrengend werden, wenn es beständig über 35 Grad hat (über Wochen!) und man sich wirklich nirgends abkühlen kann. Die Seine ist nicht gerade einladend und die Freibäder sind brechend voll. Aber die Stadt gleicht das alles durch ihren Charme wieder aus.

Als ich Ende August die Cité verlassen hatte und eine Woche danach für eine Ausstellung ein Wochenende zurückkam, dachte ich mir: „Es fühlt sich an, als würde ich nach Hause kommen!“ Das beschreibt wohl ganz gut, wie sehr ich mich mit Paris mittlerweile verbunden fühle …

1. Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort:
  UTOPIE
2. Das fehlt mir/das vermisse ich, seit ich nicht mehr dort bin:
  Die Atmosphäre in Paris; die guten Freunde, die ich kennenlernen durfte und die fast wie eine Familie für mich geworden sind; die manchmal täglichen Open-Studios mit dem immer gleichen Camembert und Kartonbox-Wein; die kleinen Feinkostläden im Marais; das unbekümmerte Leben, wo sich die Menschen nicht gegenseitig das Leben noch schwerer machen und wo man als Radfahrer so ziemlich alles machen kann/darf, was sich ausgeht ;-)
3. Dos & Don’ts an diesem Ort:
  Es gibt unzählige DOs, wie zum Beispiel ein Mandelcroissant im Petite Versailles direkt ums Eck essen (und zwar täglich!) oder auf die Spitze des Eiffelturms gehen, völlig egal, ob das touristisch ist.
Und ein Rad besorgen: Paris ist ein Traum dafür, mittlerweile!
DON´Ts hingegen gibt’s kaum, vielleicht am Samstag um 10.00 Uhr nicht die Wäsche waschen, weil das dann alle machen ;-)
4. Wo man super Arbeitsmaterial kaufen kann:
  BHV Marais ist supernah, aber teuer (Baumarkt im Untergeschoss, Künstlerbedarf im 2. Stock). Leroy Merlin beim Centre Pompidou ist riesig und billiger. Es gibt einen boesner, der nicht weit entfernt ist und Sprayfarben, die ich viel benutze, unbedingt im ALL CITY PARIS kaufen …
5. Das sollte man unbedingt von zu Hause mitbringen:
  Handtücher, Laptop-Lautsprecher, Werkzeug (weil es dort Null Equipment gibt ;-)
6. Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort:
  Die Cité liegt direkt im Marais und ist umgeben von unendlich vielen Galerien, die man fast alle zu Fuß erreichen kann oder mit dem Rad geht’s noch schneller. Die Sammlung des Centre Pompidou ist sehr empfehlenswert genau wie das Palais de Tokyo.
7. Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s den besten Mittagsteller in Laufdistanz:
  Lebensmittel sind nicht teurer als in Wien. Ich war meistens beim Naturalia – da gibts alles in Bio. Sonst G20 und franprix sind supernah und wichtig für den nächtlichen Biereinkauf ;-) Am Donnerstag und Sonntag gibt’s einen tollen Markt an der Bastille, unbedingt dort frischen Fisch kaufen, super günstig! Für den schnellen Hunger ein göttliches Falafelsandwich beim Pitzman holen ;-)
8. Den Tag lasse ich häufig hier ausklingen (Dinner, Drinks und bester Sound).
  Mein Lieblingsabend bestand aus Getränke und Käse mit Baguette kaufen und einfach an der Seine unten sitzen – im Winter halt eher keine Option. Belleville ist gut zum Fortgehen geeignet, da reiht sich eine Bar an die andere!
9. Was ich eigentlich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte:
  Mich hat alles dermaßen positiv überwältigt, dass es zu diesem Punkt nichts zu sagen gibt!


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