Paris, Frankreich05/18–08/18

Lucas Horvath

… dass das mit der kunst viel mehr mit WARTEN zu tun hat, als man sich gemeinhin
vorstellt, wollte ich noch schreiben, auch so ein „ergebnis“ meines parisaufenthaltes,

vieles kapiert man ja: erst im nachhinein.

die autorisierte textspende einer kollegin aus den obergeschossen:


lieber lucas,

ich fange jetzt eine blanco mail an: um zu notieren was mir in erinnerung geblieben
ist:

Hier läuft man sich übern weg
manchmal täglich, zumindest fast
andere sieht man nie, fast zumindest

manche lernt man kennen, zumindest fast
andere nie, zumindest ich

bei manchen klopft man irgendwann an die tür, zumindest ich
bei manchen tut man das nicht, ich zumindest


bei n° 1721, zum beispiel,
da habe ich gern an die tür geklopft oder auch geklingelt wenn
es sein musste
denn das öffnen der tür dauert nicht lange und wenn doch,
weiss ich, er ist nicht da, das weiss ich.

denn: es gibt hier eine spirale die man gehen kann, die geht
immer weiter, auch über die peripherie hinaus: dort gibt es
zum beispiel einen frisör, einen günstigeren und noch mehr
grosse kirchen, zum beispiel.


zurück im raum: stehen die tische so, dass man an zwei von
ihnen gut arbeiten kann und der dritte so, dass man an ihm gut
essen kann
eigentlich das regal: gekippt als kleine wand vor dem bett,
als vierter tisch vor dem schlafen gehen
die küche: ist zu klein wie alle hier (zumindest fast)

deshalb in der lade der kommode die kartoffeln

deshalb in der lade der kommode die kartoffeln

denn:
hier gibt es für jeden einen raum und hier hat jeder seine
zeit,

jeder wird danach gefragt,
danach fragt jeder

in n° 1721, zum beispiel, hat man vier monate und die andere
frage ist was man macht:

und was machst du? frage ich
hier male ich sagt er
was? frage ich
fische sagt er
isst du die auch? frage ich
ja klar sagt er

alles klar sage ich

 

Fotocredits: Peter Truschner (im Museum), Maria Tackmann (Künstler in der Brückennische), Lucas Horvath (restliche)

1. Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort:
  épatant
[epatɑ̃] adj <-ante [-ɑ̃t]> FAM
2. Das fehlt mir/das vermisse ich, seit ich nicht mehr dort bin:
  Meeresfisch
3. Dos & Don’ts an diesem Ort:
  Just do … (die Verwaltung der Cité erscheint anfangs etwas byzantinisch, aber eigentlich kann man dort – fast – alles machen).
4. Wo kann man super Arbeitsmaterial kaufen?
  Mehrmals wöchentlich Fischmärkte, boesner, leroy merlin für das Werkzeug.
5. Das sollte man unbedingt von zu Hause mitbringen:
  Eine Pfanne vielleicht, wenn man da besondere Ansprüche hat. Ansonsten kann man sich alles zu vergleichbaren Preisen besorgen.
6. Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort:
  Das Thema ist mir zu komplex um es hier kurz zu beantworten, sorry.
7. Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s den besten Mittagsteller in Laufdistanz:
  Dort, wo die anderen auch hingegangen sind. Das Auswärts-Essen war mir nicht so wichtig und eigentlich in meiner anvisierten Preisklasse leider unter den Erwartungen, außer gelegentlich in den Vororten. Der schnelle Kaffee am Tresen ist besser und billiger als in Wien.
8. Den Tag lasse ich häufig hier ausklingen (Dinner, Drinks und bester Sound):
  Das, denke ich, ist sehr saisonal bedingt. In diesen warmen Monaten hingen wir im Hof der Cité ab oder unten an der Seine. Der Sound ist sowieso fast 24h überwältigend, da musste ich auch mein Schlafverhalten angleichen. Vielleicht zu erwähnen: die diversen Outdoor-Ballveranstaltungen am Seineufer (Salsa, Swing, Tango, manchmal sogar Arabisches). Für Tänzer:innen, aber auch solche, die es in kurzer Zeit werden wollen.
9. Was ich eigentlich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte:
  Nichts, ich lasse mich immer gerne überraschen. Ach ja: wie gut es war, sich am Flohmarkt gleich ein Rad besorgt zu haben. Das perfekte Fortbewegungsmittel. Bei Abreise freut sich der Nächste darüber!


Website Resident:              lucashorvathbiz.wordpress.com