Paris, Frankreich01/22–03/22

Elisabeth Sedlak

Durch meinen dreimonatigen Aufenthalt an der Cité international des arts Paris hatte ich die einzigartige Möglichkeit, ganz nah an den Orten zu leben, wo sich einst die Surrealist:innen bewegten und wo sich auch noch heute die wichtigsten Sammlungen und Museen zu dieser Bewegung befinden. Ich bin am 06.01.2022 in Paris angekommen, und das war pandemiebedingt nicht ganz einfach, vor allem zu Beginn, als die Coronazahlen in Paris sehr hoch waren und Forschungseinrichtungen nur bedingt aufgesucht werden konnten. Meine ersten Wochen in Paris versuchte ich aber trotzdem, möglichst oft ins Museum zu gehen oder Buchläden und Antiquariate ausfindig zu machen. Damit fand ich mich – trotz geforderter sozialer Distanz und dem Aufruf zum Homeoffice – bald in Paris ein.

Da im Jänner in den Straßen ebenso eine Maskenpflicht herrschte, arbeitete ich in diesem Monat noch viel im Atelier, trat aber schon schriftlich und telefonisch mit einigen Künstler:innen, Expert:innen und Sammler:innen in Kontakt, womit mein Terminkalender immer dichter gefüllt wurde und ich gegen Ende jeden Tag mehrere aufregende Begegnungen vor mir hatte. Ab Februar wurde es jedenfalls einfacher: Die Coronazahlen sanken, alle Forschungseinrichtungen waren geöffnet und im Freien brauchte man keine Maske mehr. Zudem gab es bereits im Februar viele sonnig warme Tage, denn in Paris begrüßt einen der Frühling schon etwas früher als in Wien. In der Cité öffneten jeden Mittwochabend einige Künstler:innen ihre Ateliers. Diese Möglichkeit fand ich ganz außergewöhnlich, weil ich über diese Rundgänge viel über die Arbeit anderer Künstler:innen, die ja alle um einen herum lebten, erfahren konnte und darüber ganz einfach viele besondere und interessante Menschen kennenlernen konnte, mit denen ich während meines Alltags an der Cité immer wieder gerne ins Gespräch kam.

1. Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort:
  curiositas
2. Dos & Don’ts an diesem Ort:
  Dos: bei Rot über die Kreuzung gehen
Don’ts: nach dem Piepston in die Metro einsteigen
3. Das fehlt mir/das vermisse ich, seit ich nicht mehr dort bin:
  Die Seine und ihre Möwen, Französisch zu sprechen und zu hören, Baguette und Käse, die entgegenkommende Leichtigkeit bei jedem Spaziergang, all die kleinen wunderbaren Buch- und Papierläden und die Möglichkeit, viele Galerien ohne „Schwellenpanik“ zu betreten.
4. Super Arbeitsmaterial gibt’s hier zu kaufen:
  Auf der Île Saint-Louis gibt es viele kleine Läden zu entdecken, aber ich empfehle mehrere Spaziergänge durch die vielen kleinen hinreißenden Gassen von Paris. Die Cité bildet dabei einen ausgezeichneten Ausgangspunkt für solche Entdeckungstouren.
5. Das sollte man unbedingt von zu Hause mitbringen:
  ein gut schneidendes Messer für die Küche, einen Regenschirm, gute Schuhe, einen Teppich für das Badezimmer gegen die Rutschgefahr
6. Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort und wo ich die besten Ausstellungen besucht habe:
  Unbedingt das Angebot an der Cité auskosten, ansonsten gibt es so viele Möglichkeiten in Paris, sodass ich nur empfehle kann, eine Prioritätenliste aufzustellen, da sich kaum, auch in einem Jahr nicht, alles Vorgenommene und Aufkommende ausgehen wird.
7. Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s das beste Mittagsmenü um die Ecke:
  Zu essen kaufte ich mir in Saint-Paul, zumeist bei Monoprix oder an den Marktständen. Dort verlor ich mich oft in überbordenden Käseangeboten. Bald habe ich auch damit begonnen, jeden Tag einen neuen Bäckerladen aufzusuchen, um die unterschiedlichen Qualitätsparameter von Baguettes kennenzulernen. Der Grand Prix für das beste traditionelle französische Baguette hielt mich in diesen kalten Wintermonaten warm und gut bei Laune. Da ich durch meine Interessen vor allem im ersten Bezirk unterwegs war, aß ich gerne im japanischen Viertel zu Mittag. Um die Rue Saint-Anne findet man viele kleine Restaurants mit sehr guten Mittagsgerichten. Dort findet sich auch ein asiatischer Supermarkt mit dem Namen „K-Markt“, dort gibt es ein großes und vielseitiges Angebot an Speisen zum Mitnehmen. Ich habe mir dort oft mein Mittagessen geholt und es dann im Jardin de Tuileries auf einem dieser grünen freistehenden Stühle verspeist. Diese Mittagspausen empfand ich als die erholsamsten.
8. Den Tag lasse ich bei einem Dinner, Drinks, gutem Sound oder zum Networken häufig hier ausklingen:
  An warmen Tagen an der Seine mit einem Gläschen Wein und einem kleinen Picknick und an kalten Tagen am liebsten bei einem Film in der Cinémathéque française und mit einem späteren Gespräch über die gesehenen Filme.
9. Was ich eigentlich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte:
  Dass die Heizungen der Ateliers nicht reguliert werden können, auch wenn die Zimmertemperatur nicht im Komfortbereich liegt. In manchen Ateliers ist es zu kalt und in anderen wiederum viel zu warm.