Helsinki, Finnland01/24–04/24

Lena Violetta Leitner

Suomenlinna Souvenirs

Ich komme nachts an, das Eis knackt und knirscht, und ich staune über den Seebruch. Gefrorenes Meer, das erste Mal für mich. Immer wieder verzaubert mich die Fahrt mit der Fähre zwischen Festland und Insel.

Während meinen täglichen Spaziergängen kann es passieren, dass sich meine Wimpern zu Eiszapfen wandeln. Die Hände rot, die Wangen rosa, ich bin glücklich und inspiriert. Gefrorenes Meer, ewiger Winter. Über ein bisschen Sonnenschein freue ich mich wie ein Kind.

Aufgewärmt wird in der Sauna, in der Bar oder in der Küche bei gemeinsamen Essen. Der Austausch und die Fürsorge machen diese Residency einzigartig. Nichts muss, vieles kann. Und ein Sprung ins Loch gerahmt vom vereisten Meer schafft Frisches.

Die Insel wird mein Thema. Mein Körper - eine Insel auf einer Insel?

Ich eröffne das Büro der PPS Suomenlinna- der Para/rt/sitic Protection Society und lade Suomenlinnas Gärtner*innen und die Landschaftskuratorin, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen, Künstler*innen zu Gesprächen. Ich habe mich selten so "angekommen" gefühlt wie hier- ich bin in die Gemeinschaft aufgenommen, lerne ganz unkompliziert andere kennen und fühle mich mit meinem künstlerischen Schwerpunkt an genau dem richtigen Ort zur richtigen Zeit (auch wenn viele Ideen "draußen" zu arbeiten im Winter nahezu unmöglich sind).

Ich ver/lerne von der Insel und dem Klima. Nicht/s zwingen. Den Rhythmus anpassen, einlassen, rasten. Möglich, da ich diese Monate nicht an Finanzierung denken muss.

Was bleibt sind meine Suomenlinna Souvenirs von wundervoller Gemeinschaft, Gesprächen, dem Tröten der Fähren im Nebel (das Schiff schwebt geisterhaft im Fensterblick), gefrorenem Meer.

Ich hoffe, wieder zu kommen, um begonnene Fäden weiter zu spannen.

Danke HIAP,

danke BMKÖS!

1. Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort:
  Winterwunderland!
2. Dos & Don’ts an diesem Ort:
  Alles ist möglich, keine Verpflichtungen. Nur den Haustürschlüssel nicht verlieren!Dos: Mit Bedacht über die Inseln spazieren und auf menschliche und nicht-menschliche Bewohner*innen achten. Sich der Insel über lokale Gepflogenheiten nähern - etwa Linna Barbesuche oder Saunagänge.
3. Das fehlt mir/das vermisse ich, seit ich nicht mehr dort bin:
  Das gefrorene Meer, die magischen Felsen, die Inselsauna und die wunderbare HIAP Gemeinschaft.
4. Super Arbeitsmaterial gibt’s hier zu kaufen:
  Hängt davon ab, mit was gearbeitet wird - ich würde eher dazu raten, möglichst viel mitzubringen oder es am Festland zu besorgen (unter Umständen etwas kompliziert und teuer). HIAP stellt aber eine lange Liste mit Tipps zur Verfügung.
5. Das sollte man unbedingt von zu Hause mitbringen:
 

Im Winter: unbedingt richtig gute Winterkleidung und Schuhwerk - zu empfehlen sind "Eisspikes", die man an den Schuh schnallt (aber auch vor Ort verfügbar).

Technisches Equipment ist vorhanden, da aber nicht alles auf dem neuesten Stand ist oder auch nur in geringer Anzahl vorhanden, empfehle ich, wenn möglich, Equipment selbst mitzubringen oder vorab mit HIAP Kontakt aufzunehmen.

6. Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort und wo ich die besten Ausstellungen besucht habe:
 

Das HIAP Team informiert regelmäßig über Veranstaltungen und Ausstellungen - dabei waren die Öffnungszeiten der Vernissagen (meist 17-19h) überraschend für mich. Die meisten Museen konnte ich mit meinem Künstlerinnenausweis kostenlos besuchen. Ebenso gibt es monatliche Tage, an denen der Besuch kostenlos ist (auf den Websites leicht zu finden).

Ich konnte zahlreiche spannende Museen und Galerien am Festland besuchen, und werde daher nur ein paar beispielhaft aufzählen:

Für meine Arbeit war besonders die Bioart Society ein wertvoller Raum.

Nahe der Cablefactory befindet sich Lapinlahden Lähde, mit schönem Park und vielen Ateliers und Ausstellungsräumen. Die Cablefactory selber ist sowieso ein spannender Ort mit unzähligen Ateliers und Museen.

Für Performances fand ich Mad House Helsinki toll.

Auf Suomenlinna gibt es auch einige Museen, allerdings sind nur wenige während dem Winter geöffnet. Für meine Arbeit war aber das Inselmuseum mit geführter Inseltour spannend. Kurz vor meiner Abreise öffnete dann auch das Spielzeugmuseum- ein kleines Highlight für mich- mit cozy Café und ein Stück finnischer Geschichte, erzählt aus Perspektive der Spielzeuge.

7. Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s das beste Mittagsmenü um die Ecke:
  Auf der Insel gibt es nur einen Supermarkt. Wenn möglich, verknüpfte ich Supermarktbesuche mit einem Ausflug aufs Festland.

Das Spielzeugmuseum hat ein entzückendes Cafe, welches leider erst am vorletzten Wochenende wieder geöffnet hatte.

Am schönsten fand ich die gemeinsamen HIAP Essen. Meist bekommt man in den Lokalen übrigens Inselrabatt.

8. Den Tag lasse ich bei einem Dinner, Drinks, gutem Sound oder zum Networken häufig hier ausklingen:
 

Direkt auf Suomenlinna gibt es im Winter nicht so viele Möglichkeiten - aber meine Lieblingsbar (in ganz Helsinki) wurde schnell die Linna Bar. Sehr zu empfehlen sind die Karaoke Abende - in Finnland ein absolutes Muss.

Die Residency war eine extrem schöne Community- so findet man sehr viel Möglichkeiten, sich auch mit den anderen auszutauschen. Besonders schön waren die gemeinsamen Abendessen.

Ein toller Geheimtipp ist außerdem die Inselsauna- während hier gemeinsam geschwitzt wird, wird auch geschwätzt- grandios, um andere Insulaner*innen kennen zu lernen. Absolutes Highlight: das anschließende Eisbad!

9. Was ich eigentlich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte:
  Alles ist wirklich sehr gut organisiert. Das HIAP Team steckt viel großartige Arbeit in die Residency vorab - währenddessen und sogar danach. Ich wurde also schon vor der Residency über alles informiert.

 



Website Resident:              lenaviolettaleitner.com