Rom, Toskana, Neapel; New York, Italien; USA05/24–09/24

Mathias Kessler

Im Rahmen von FREE AWAY.

Während meiner Reise mit der Away Residency in Italien verfolge ich das Ziel, den Feinstaub der Sonnenuntergänge aufzunehmen und als Kunstwerk zu verarbeiten. Diese Idee entstand bereits im Jahr 2014, als ich eine wissenschaftliche Studie von Christos Zerefos, einem Meteorologen aus Athen, Griechenland, las.

In dieser Studie analysierte Zerefos über 800 Gemälde aus der Zeit zwischen 1500 und 1900 auf die Farben des Himmels. Die Maler dieser Zeit haben in ihren Werken oft nur das wiedergegeben, was sie sahen, und die Farben im Himmel können Aufschluss darüber geben, wie viel Feinstaub vorhanden war. Das bedeutet, dass bestimmte geologische oder meteorologische Ereignisse, die Rot/Grün-Verschiebungen im Himmel verursachten, identifiziert werden können. Dazu gehören Vulkanausbrüche, Sahara-Sandstürme, die bis nach Europa verweht wurden, oder große Brände.

Ein interessantes Beispiel ist das "Jahr ohne Sommer" von 1816, das vor allem im Nordosten Amerikas sowie im Westen und Süden Europas ungewöhnlich kalt war. Die Hauptursache dafür wird heute im Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im April 1815 gesehen, der als deutlich stärker eingestuft wird als die Ausbrüche des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr. und des Krakatau 1883. Turner's Gemälde aus dieser Zeit zeigen einen orangefarbenen Himmel aufgrund des Feinstaubs, den der Vulkan produziert hat.

Mein Vorhaben besteht nun darin, diese Orte zu finden und Fotos von den Sonnenuntergängen zu machen. Durch die Farb-Analyse des Rot/Grün-Verhältnisses in diesen Fotos möchte ich feststellen, wie viel menschengemachter Feinstaub durch Autos, Industrie, Heizungen usw. hinzugekommen ist. Diese Fotografien und Farbanalysen werden anschließend in meinem Studio weiterverarbeitet und als Gradiationsgemälde umgesetzt.

Mein "Away Studio" befindet sich dieses Jahr sowohl in Italien – Rom, Neapel, Toskana – als auch in Catskill, New York, wo ich den Spuren der Maler des 18. Jahrhunderts folge und weitere Informationen für meine Arbeit sammle.

1. Mein Aufenthalt im Atelier in einem Wort:
  Auf dem Weg zum Fotografieren des Feinstaubs am Sonnenuntergang.
2. Dos & Don’ts an diesem Ort:
  Schlechtes Wetter ist für mein Projekt leider nicht gut.
3. Das fehlt mir/das vermisse ich, seit ich nicht mehr dort bin:
  Gar nichts :)
4. Super Arbeitsmaterial gibt’s hier zu kaufen:
  Da mein Projekt auf der Reproduzierbarkeit der Farben des Himmels basiert, habe ich meine Fotoausrüstung mitgebracht, d.h. ich brauche nicht viel Material, aber in Rom bekommt man natürlich alles.
5. Das sollte man unbedingt von zu Hause mitbringen:
   
6. Zum Thema Kunst an meinem Residency-Ort und wo ich die besten Ausstellungen besucht habe:
  Rom: Palazo Barberini – New American Realism, Day for Night, Ermes Ermes Galerie, FOROF Musuem
7. Rund um das Auslandsatelier – hier kaufe ich ein, hier trinke ich Kaffee und hier gibt’s das beste Mittagsmenü um die Ecke:
  Hier lasse ich oft den Tag ausklingen mit einem Abendessen, einem Drink, guter Musik oder zum Netzwerken: Da ich unterwegs bin, Rom, Neapel, Toskana, um diese Orte zu finden und zu fotografieren, ändert sich das. In Rom hatte ich die Unterstützung von Freunden, Ermes Ermes Gallery, in der Toskana waren wir mit der Villa Lena Art Foundation gut versorgt. In Neapel auch Freunde von der Mori Foundation. Catskills upstate New York mit Mark Dion und Mildreds Lane.

 

Hier meine Liste für Rom:

für ein Mittagessen im Stehen oder einen Snack zwischendurch unbedingt auf dem Campo dei Fiori in die Bäckerei Forno gehen. Für uns die beste Pizza al taglio der Welt.

Wenn ihr mehr wollt, überquert die Piazza Farnese, biegt vor dem Renaissancepalast Palazzo Farnese links ab und geht zur Osteria La Quercia an der Piazzetta La Quercia.

Wer danach noch einen Kaffee oder vor dem Essen einen Aperitivo trinken möchte, kann in der Nähe ins Caffè Peru in der VIA di Monserato gehen, ebenfalls ein netter Ort, an dem sich viele Römer treffen.

In der Nähe der Piazza Navona: Da Francesco an der Piazza del Fico. Eine alteingesessene Trattoria im Familienbesitz.

Wenn man das mondäne Rom sehen will. Aperitivo auf der Piazza San Lorenzo in Lucina.

In Trastevere: Trattoria da Augusto im Vicolo de Renzi.

Im Testaccio (dort haben wir in der Nähe gewohnt): Da Felice (Cacio e Pepe probieren!), Checchino oder Angelina in der Via Galvani mit großer Terrasse

In Monti: Rocco, Via Giovanni Lanza 93

In der Nähe des jüdischen Ghettos: Bottega 13

auf der Tiberinsel in der kleinen Bar einen Kaffee oder Drink genießen

auf dem Aventino spazieren gehen und die Aussicht von der Terrasse des Giardino degli Aranci genießen. Es gibt noch so viel zu entdecken, aber die Zeit ist knapp,

hinunter zum Testaccio und über den Markt schlendern ...

Durch Monti schlendern und auf der zentralen Piazza della Madonna dei Monti einen Kaffee trinken, Monti ist eines der ältesten Viertel Roms, aber auch eines der modernsten.

8. Den Tag lasse ich bei einem Dinner, Drinks, gutem Sound oder zum Networken häufig hier ausklingen:
  Im Winter ist es durch die sehr tiefen Temperaturen und die sehr kurzen Öffnungszeiten nicht einfach auszugehen. Allerdings sind Karaoke-Bars in Helsinki sehr beliebt! Wenn ich mich mit den anderen Künstler:innen austauschen und treffen wollte, dann geschah das meist bei Ausstellungseröffnungen, die am späten Nachmittag bzw. Abend stattfanden. Außerdem haben einige Künstler:innen zu köstlichen Abendessen in ihren Räumen eingeladen. Das waren sehr angenehme Momente.
9. Was ich eigentlich gerne schon am Beginn meiner Residency über das Atelier gewusst hätte:
  Mein Atelier ist draußen, der Ort wo was passiert, in diesem Fall dort, wo das Gemälde vor 200 Jahren entstanden ist, das bedeutet viel Recherche und Reisen, ohne das Stipendium hätte ich das nie geschafft, Danke! In meinem Fall ist Planung alles, und wir haben hier so gut wie möglich recherchiert, ich war schon in Athen, um mit dem Wissenschaftler Christos Zerefos zu sprechen, wo die Gemälde sind und worauf man achten muss. Dieses schrittweise Vorgehen hat alles vereinfacht. 

 



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